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Der Coup.
Ein Verfassungsschutzskandal in Bremen.

Produktion: Radio Bremen, WDR 1983

Den 31. Juni gibt es nicht, aber die Geschichte hat sich so zugetragen am 30. Juni 1981: Eine Wohngemeinschaft entdeckt, dass sie von der gegenüberliegenden Dachwohnung aus beobachtet wird, beobachtet einige Tage lang unbemerkt die Beobachter und beendet die Observation, indem sich einer von ihnen mit einem Trick Zugang zur Dachwohnung verschafft und alle Observationsgeräte aus dem Fenster wirft. Ich wohnte damals in einer WG um die Ecke, war seit Jahresanfang freie Mitarbeiterin im Jugendfunk von Radio Bremen und hatte mein erstes großes Thema, das mich dreieinhalb Jahre beschäftigen sollte. Denn der Beobachtete hatte nicht nur sämtliche Geräte zerstört, ihm fielen auch Einsatzpläne des Personals für mehrere Wochen in die Hände.

Die Pläne wurden veröffentlich, der Verfassungsschutz war düpiert, die ganze Stadt empörte oder amüsierte sich, sogar ein Bundesanwalt rückte zur Hausdurchsuchung an. Der Rausschmeißer - Gärtner von Beruf - kam zweimal wegen Raubes vor Gericht. Der erste Prozess endete mit Freispruch, der zweite mit einer neunmonatigen Freiheitsstrafe zur Bewährung. Ich interviewte jene, die ihre Namen und Observationszeiten in den Einsatzplänen der Verfassungsschützer fanden. Dreieinhalb Jahre nach dem Spitzeleinsatz entstand mein erstes Radiofeature mit dem Titel "Der Coup".

Redaktion: Günter Demin
Regie: Gottfried von Einem.

 

Als Broschüre herausgegeben und frei verkauft: Einsatzpläne der Verfassungsschützer, hier ein Beispiel:

Ein breit angelegtes Überwachungsnetz war zum Vorschein gekommen, etwa drei Dutzend Einsatzorte. Der Computerfachmann, die Krankenschwester, der Schauspieler, die Rechtsanwältin, die Lehrerin, Studenten - sie alle hätten wohl nie erfahren, dass sich der Geheimdienst für sie interessierte. Die Parlamentarische Kontrollkommission erbat Antworten, das Amt wurde umstrukturiert, "Köpfe rollten", Ruhe kehrte ein. Ich hatte Spaß am Feature schreiben gefunden - und bin dabei geblieben.